Dienstag, 25. Oktober 2011

Tim und Struppi: Die Abenteuer von Hergé



Georges Prosper Remi, bekannt geworden unter dem Pseudonym "Hergé", ist der Erfinder und Autor von Tim und Struppi, ihren Gefährten und den Comic-Abenteuern. Und welche Form einer Kurzbiografie würde sich für ihn besser eignen als ein eigener Comic? Diesen Comic gibt es, er heißt "Die Abenteuer von Hergé".

Inhalt: In Episoden eingeteilt geht der Comic durch das Leben des Künstlers Hergé und zeigt dabei die vielen Quellen und Inspirationen auf, aus denen seine späteren Werke entstanden sind. Die aktuelle Auflage wurde 2007 aus Anlass des 100. Geburtstags von Hergé um zwei neue Episoden erweitert.

Kritik: Eines vorweg: Der für das Album verantwortliche Zeichner ist Stanislas, mit vollem Namen Stanislas Barthélemy, der sich durch die Comic-Reihe "Het Leven van Victor Vallei" ("Das Leben des Victor Vallei") einen Namen machte. Er hat zwar einen ähnlich minimalistischen Zeichenstil wie Hergé selbst, unterscheidet sich aber dennoch deutlich von diesem. Stanislas hat es vermieden, Hergé zu kopieren, und das war gut so. Durch den etwas anderen Stil wird dem Leser vermittelt, dass wir hier quasi hinter die Kulissen des Schöpfers von Tim und Struppi blicken. Den Autoren Bocquet (José-Louis Bocquet) und Fromental (Jean-Luc Fromental) ist es gelungen, in der Geschichte entscheidende und prägende Stationen im Leben von Hergé herauszuarbeiten und dabei sehr subtil die Inspirationen zu Figuren in den Tim-Geschichten einfließen zu lassen (beispielsweise wenn der Zwillingsbruder von Hergés Vater den Satz "Ich würde sogar sagen..." benutzt). An der Biografie ist nichts geschönt, Hergés Probleme nach dem Zweiten Weltkrieg, als er als Nazi-Kollaborateur angesehen wurde, kommen genau so zur Sprache wie die Krise seiner Ehe mit Germaine Kieckens und die anschließende Scheidung.

Bei manchen Passagen weiß man allerdings nicht ganz, wie weit die Autoren die Geschichte frei erzählen, etwa als Hergé sich mit seinem Freund Tschang Tschong-Jen unterhält, während offensichtlich japanische Schlägerbanden versuchen, die beiden zu überfallen, um Hergé wegen der Geschichte "Der blaue Lotus" mundtot zu machen.

Der Band wird mit einer Galerie beschlossen, in der die Menschen vorgestellt werden, die in Hergés Leben kleine und große Rollen spielten. Das ist sehr hilfreich, da das innerhalb des Comics selbst nur sehr knapp gehalten wird. Auch erfährt man, was aus den einzelnen Menschen wurde, nachdem sie aus Hergés Leben verschwanden, respektive nachdem Hergé gestorben war.

Das ganze Album ist von seiner Optik her wie die Tim-und-Struppi-Abenteuer gehalten, sogar die Bildergalerie auf den Innenseiten des Umschlags wurde nachgestaltet. Alle diese Einzelheiten machen das Album zu einer runden Sache, auch wenn natürlich keine durchgehende Geschichte erzählt werden kann (aber wessen Leben verläuft schon wie eine Geschichte?). Wer sich für den "Mann hinter Tim" interessiert, findet hier interessante und spannende Einsichten.

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