Freitag, 31. Dezember 1982

Kreativität

Den guten Vorsatz von Anfang Jahr hatte ich im Tagebuch nicht halten können und bin daher ziemlich kreativ geworden: Damit kein Tag, wie ich es mir vorgenommen hatte, frei bleibt. Habe ich viel gemalt und anderes geschrieben - unter anderem über mehrere Tage Theodor Fontanes Ballade "Die Brück' am Tay".

„Wann treffen wir drei wieder zusamm?“
„Um die siebente Stund, am Brückendamm.“
„Am Mittelpfeiler.“
„Ich lösche die Flamm.“
„Ich mit“
„Ich komme vom Norden her.“
„Und ich vom Süden.“
„Und ich vom Meer.“
„Hei, das gibt einen Ringelreihn,
Und die Brücke muß in den Grund hinein.“
„Und der Zug, der in die Brücke tritt 
Um die siebente Stund?“
„Ei, der muß mit“
„Muß mit.“
„Tand, Tand 
Ist das Gebilde von Menschenhand!“

Samstag, 24. Juli 1982

Heimweg



Auch der schönste Urlaub geht mal zu ende und es ging wieder nach Hause.

Samstag, 3. Juli 1982

Nordsee



Sommerferien an der Nordsee, ursprünglich mal empfohlen von meinem Kinderarzt gegen meine Migräne, wurden irgendwie in der Familie zu einer regelmäßigen Angelegenheit. So auch dieses Jahr, es ging nach Dornum, genauer gesagt, nach Neßmersiel.

Fußball-WM war auch noch während dieser Ferien, Deutschland hat aber nicht gewonnen.

Sonntag, 28. März 1982

Merkwürdigkeiten einer Kurstadt



Etwas sehr merkwürdiges hat es mit diesem Status von Überlingen als Kurstadt auf sich. Mein heutiger Tagebucheintrag handelte davon, dass das so genannte "Kurmittelhaus" in Überlingen nach der Renovierung wieder geöffnet hatte.

Und das Kurmittelhaus war auch das einzige Schwimmbad in der Kurstadt Überlingen. Dabei, so erzählte mir mein Opa, war es eine reine Notlösung gewesen: Als es gebaut wurde, stellte man fest, dass der Keller tiefer ausgehoben werden musste, weil sonst der Untergrund nicht fest genug wäre. Also baute man in das Erdgeschoss ein Schwimmbecken von gar seltsamen Ausmaßen: Irgendwas zwischen 10 und 14 Metern, vielleicht auch 15, das war die Länge, die eigentlich mindestens 25 Meter betragen sollte. Drei Bahnen nebeneinander, an der tiefsten Stelle so rund 1,80 m tief - auf der anderen Seite eine Katastrophe: Der Boden stieg nämlich kontinuierlich an, um in einen Flachbereich mit einer breiten Treppe überzugehen. Und ja, diese Treppe nahm die ganze Breite des Beckens ein. Für Wettkämpfe denkbar ungeeignet, auch wenn das eine oder andere Schulturnier dort ausgetragen wurde.
Auch ich habe dort das Schwimmen gelernt.

Schließlich musst das Kurmittelhaus renoviert werden. Anstatt die Arbeiten über den Sommer zu planen, wenn es mit dem See immerhin eine Alternative gab zum Schwimmen, machte man das ganze über den Winter. Alternativen gab es wie gesagt keine in der Stadt. Ein Stück außerhalb schon, aber da musste man mit dem Auto oder anderen Verkehrsmitteln hin. Für mich unvorstellbar, denn das war vor den Zeiten, als man Kinder überall hin chauffierte.
Wenn ich es nicht allein zu Fuß erreichte, hatte ich Pech gehabt. Und so kam es, dass ich den Winter 1981 / 82 kaum zum Schwimmen kam.

Dann die Wiedereröffnung. Es war einiges renoviert worden, zum Beispiel die Umkleiden und das Becken hatte eine so genannte "Schwalldusche" bekommen. Das war mir nicht so wichtig. Hauptsache, das Bad hatte wieder auf!

Mittwoch, 10. März 1982

Kein Erdbeben heute

An diesem Tag notierte ich meine Verwunderung in mein Tagebuch, dass entgegen der allgemeinen Ankündigung doch keine Erdbeben und Katastrophen stattgefunden haben.

Sowas muss man zurückblickend erstmal sacken lassen und ist ein Grund mehr, Schmierblätter wie die so genannte Bild-"Zeitung" zu hassen. Die hatte nämlich an diesen Tagen eine riesige Angstkampagne gefahren und davor gewarnt, wie furchtbar doch alles werden wird, weil...

...an diesem Tag alle Planeten des Sonnensystems wie auf einer Schnur aufgereiht hintereinander stehen, was für alle diese Katastrophen sorgen soll.

Der Hass kommt mir aus zwei Gründen hoch: Erstens, die irrationale Angst, die hier geschürt wird. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das bei manchen Menschen den Grundstock dafür legen kann, im späteren Leben auch den unglaubwürdigsten Verschwörungstheorien zu glauben oder einer Sekte anheim zu fallen.

Zweitens: Hallo, Erwachsene??? Warum brachen die Verkaufszahlen der Bild-"Zeitung" am 11. März 1982 nicht dramatisch ein? Ich war damals 11 Jahre alt und mir ist aufgefallen, dass da was nicht stimmen kann, weil die angekündigten Erdbeben und Katastrophen ausgeblieben sind, aber Ihr Erwachsenen habt das Revolverblatt weiterhin wie blöd gekauft? Echt jetzt?

Natürlich war in der Folgeausgabe keine Rede mehr von den Katastrophen, die entgegen der Ansage der Schreiberlinge dieses Schmutzblattes angeblich hätten kommen sollen. Man fand einfach was neues, worüber man fantasieren konnte.

Kinder sind ja gerne mal von Erwachsenen frustriert. Sowas trägt dazu bei. Da soll man sich als Kind vernünftig verhalten, wenn sich die Erwachsenen erst recht nicht vernünftig verhalten.

Freitag, 1. Januar 1982

Tagebuch 1982


Nach zwei Jahren wurde es mal wieder Zeit für ein neues Tagebuch. Ich hatte mir viel vorgenommen und wollte viel aufschreiben, so notierte ich es zumindest in meinen guten Vorsätzen vom 1. Januar. Anders als beim letzten Tagebuch, in das ich zwangsweise zwei Jahre eintrug.

Na ja, so viel zu guten Vorsätzen...