Donnerstag, 20. Oktober 2011

Tim und Struppi: Tim und der Haifischsee [Renzension]



Nachdem der Erfolg von Tim immer mehr wurde, dachte man auch darüber nach, Spielfilme um den Reporter zu produzieren. Tatsächlich waren die ersten Kinofilme, die 1960 und 1964 entstanden, Realfilme mit einem Schauspieler namens Jean-Pierre Talbot in der Hauptrolle: “Tim und das Geheimnis des goldenen Vlieses” und “Tim und die blauen Orangen”. Zu diesen Filmen komme ich noch in einem anderen Artikel.

Schon 1959 wurde eine Kurzepisode als Zeichtrick umgesetzt, und zwar “Der Fall Bienlein”, der allerdings herbe Kritik einstecken musste, da er in weiten Teilen von der Handlung des Albums zum Teil gravierend abwich.

1969 gab es den ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm: “Der Sonnentempel”, natürlich nach dem gleichamigen Album und seinem Vorgänger “Die sieben Kristallkugeln”. Nach dessen Erfolg wurde 1972 ein weiterer Kinofilm produziert, von dem es erst hinterher ein Album geben sollte: “Tim und der Haifischsee”.

Inhalt: Bienlein ist auf Einladung eines geheimnisvollen Mäzens nach Syldavien gekommen, um an einer dreidimensionalen Kopiermaschine zu arbeiten. Als Tim und Haddock, begleitet von den Schul(t)zes ihn besuchen wollen, kommt es zu mehreren seltsamen Zwischenfällen: das Lufttaxi, das sie zu Bienleins Villa bringen soll, stürzt ab, Leute schleichen ums Haus und Unterlagen von Bienlein verschwinden. Als schließlich auch noch Tims neue syldavische Freunde Nico und Nuschka von Froschmännern entführt werden, wird klar, dass ein Gangster Bienleins Kopiermaschine haben möchte, weil man mit ihr perfekte Kopien von wertvollen Kunstgegenständen herstellen kann. Tim lässt sich zum Schein auf die Erpressung ein – und sehr zu seiner Überraschung ist der Gangsterboss ein alter Bekannter.

Kritik: Das Drehbuch zu diesem Film wurde nicht von Hergé, sondern von Greg – alias Michel Regnier – geschrieben. Das merkt man dem Buch auch an, denn der “Haifischsee” ähnelt sehr stark einer James-Bond-Geschichte (und mit dem Spruch “Der James Bond der Comicwelt” wurde der Film auch beworben). Ganz im Stil von James Bond ist die Gangsterorganisation in einem mit allen technischen Finessen ausgestatteten Geheimversteck sowie die Tatsache, dass der Oberbösewicht das Geheimversteck in die Luft sprengt, als er er verlässt, wobei er den Held zurücklässt und hofft, dass dieser bei der Explosion umkommt.

An diesem Punkt muss man die Kritik auseinanderspalten. Zuerst zum Album, das man nach dem Film gestaltet hat: das hat leider sehr viele Schwächen. Die Geschichte wurde als Film konzipiert und nutzt viele Stärken des Mediums aus, die sich leider nicht in ein Album übertragen lassen. Hinzu kommt, dass es etwa zwanzig Seiten weniger Umfang hat als die anderen Abenteuer, trotzdem werden aber etliche Teile der Handlung gekürzt und in Form von Texten wiedergegeben. Die Bilder des Films wirken, als seien sie dem Film direkt entnommen und ein wenig bearbeitet worden, zum Beispiel um Bewegung darzustellen, sie stammen aber definitiv nicht aus dem Film (wer Film und Album direkt vergleicht, wird das bemerken; beispielsweise malt Haddock im Film auf einem Plakat der Castafiore einen Bart mit Hilfe eines Streichholzes, das er gerade verwendet hat, um seine Pfeife anzuzünden, im Album sieht man ihn mit einem zufriedenen Lächeln einen Kugelschreiber in seine Jacke zurückstecken). Man hat aber – aus welchen Gründen auch immer – die Optik beibehalten (deutliche Abgrenzung Vordergrund – Hintergrund). Auf diese Weise ist das Album wohl nur etwas für jene, die ihre Sammlung vollständig halten wollen.




Nun zum Film: Der ist durchaus empfehlenswert. Wie bereits gesagt nutzt er einige Stärken des Mediums, zum Beispiel, dass sich Slapsticksituationen sehr viel besser darstellen lassen. Ich habe an einigen Stellen laut aufgelacht, die besonders gelungen waren (zum Beispiel kämpfen Haddock und Tim an Schluss mit den Bösewichten, während im Hintergrund ein Fernseher mit einem Fussballspiel läuft – und der Kommentar des Spiels passt genau auf den Kampf). Allerdings muss man, um den Film genießen zu können, es akzeptieren, dass es keine typische Tim-Geschichte ist. Es ist eben Kino, ein wenig kann man es vergleichen mit den Änderungen, die an den James-Bond-Büchern von Ian Fleming vorgenommen wurden, als man sie verfilmte.

Wer sich für “Tim und der Haifischsee” interessiert, sollte also lieber den Film sehen, anstatt das Album zu lesen. Dieser ist zusammen mit “Der Fall Bienlein” und “Der Sonnentempel” in einer Spielfilmbox erschienen. Daher folgt als nächstes noch eine Betrachtung der frühen filmischen Umsetzung vom “Sonnentempel”.

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